Wer hat Angst vor großen Zahlen?
Mal geht es um die richtige Zuordnung, mal um die handschriftliche Eingabe und manchmal haben die Übungen in Duolingo Math auch nur wenig mit Mathe zu tun.
Foto: Duolingo
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Marco Engelien
Handys raus, Klassenarbeit! Per App und mit viel Spaß will Duolingo Mathe-Inhalte vermitteln. Kann das klappen? Wir haben die Schulbank gedrückt.
Drei mal drei macht vier. Wenn auch Sie so rechnen, sind Sie entweder ein riesiger Fan von "Pippi Langstrumpf" oder Sie waren froh, dass mit dem Schulabschluss auch der Mathematikunterricht endlich ein Ende gefunden hatte. Spaß beiseite. Das Unternehmen Duolingo, das vor allem für seine gleichnamige Sprachlern-App bekannt ist, hat nun auch eine Mathe-Anwendung im Angebot. Das Versprechen: Mit Duolingo Math sollen Nutzerinnen und Nutzer ihre Mathematikkenntnisse ohne Druck, dafür aber mit viel Spaß auffrischen.
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Lieber an den Pranger als Mathe
Denn dieser Spaß scheint vielen schon lang abhanden gekommen zu sein. Vor dem Start der App hatte Duolingo eine Umfrage in den USA, Kanada, Großbritannien und Deutschland durchgeführt und die Ergebnisse im Oktober 2022 geteilt. Darin gaben 20 Prozent der befragten Deutschen an, sich lieber öffentlich an den Pranger stellen zu lassen, als das Volumen einer Badewanne zu berechnen. 22 Prozent würden lieber zwei Marathons nacheinander laufen, als eine Seite mit Matheaufgaben zu lösen.
Diese Abneigung gegen Mathe hat sich bei einigen schon früh festgesetzt. So gaben 34 Prozent aller international Befragten an, bereits in der Grundschule Probleme mit Mathematik gehabt zu haben. Das wirkt bis heute nach. Vor allem bei betroffenen Eltern sei die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass sie gestresst reagieren oder sich verlegen fühlen, wenn sie ihren Kindern bei den Mathehausaufgaben helfen, heißt es in einer Pressemitteilung. Auftritt Duolingo Math.
Eine bunte App mit einfachen Aufgaben
Die App gibt es aktuell nur fürs iPhone. Sie ist grundsätzlich kostenlos. Nur das Anlegen eines Benutzerkontos ist empfehlenswert, damit der Fortschritt erhalten bleibt. Wer zunächst nur reinschnuppern will, braucht das aber nicht. Ist die App einmal gestartet, haben Nutzerinnen und Nutzer zwei Möglichkeiten. Entweder fangen sie buchstäblich beim kleinen Einmaleins an und durchlaufen Übungen für Grundschülerinnen und -Schüler oder sie wählen "Brain Training" aus. Das heißt übersetzt so viel wie "Gehirn-Training" und erinnert nicht zufällig an den Nintendo-Klassiker "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging". Nur, dass bei Duolingo die Mathematik natürlich im Vordergrund steht.
Auch hier geht es zunächst einfach los. Wie viel sind zwei mal drei? Kinderspiel! Damit es nicht eintönig wird, bietet Duolingo immer wieder andere Antwortmöglichkeiten an. Mal muss man die Lösung mit dem Finger auf den Screen zeichnen, mal auf einem Zahlenstrahl finden oder der richtigen Gleichung das richtige Ergebnis zuordnen. Das ist abwechslungsreich und hält bei Laune.
Überhaupt haben sich die Leute hinter der App viel Mühe damit gemacht, Mathe-Fans und jene, die es werden wollen, nicht zu überfrachten. Eine mitlaufende Stoppuhr gibt es nur als optionale Funktion. Für die Lösung der Aufgaben kann man sich so viel Zeit nehmen, wie man möchte. Kommt man einmal nicht auf die Lösung? Kein Beinbruch. Nach einigen falschen Eingaben springt die App zur nächsten Aufgabe, die nicht gelöste kommt später noch einmal dran. Wie bei einem Videospiel steigert sich der Schwierigkeitsgrad mit jeder neuen Lektion. Prima auch: Ob man lieber zunächst addieren, multiplizieren oder Flächen berechnen will, entscheidet man selbst. Der Wechsel zwischen Disziplinen ist jederzeit möglich.
Ein kleines Team und zwei Jahre Arbeit
Wie oft und wie viele Einheiten man mit der App durchrechnen möchte, darf man ebenfalls selbst bestimmen. Das ist sogar so gewollt. "Wie bei der Sprachlern-App kann man die Geschwindigkeit selbst bestimmen", sagt Samantha Siegel. Sie ist Staff-Software-Entwicklerin bei Duolingo und leitet das Duolingo-Math-Team. "Man kann pro Tag so viel lernen, wie man möchte", so Siegel weiter.
Aber wie kommt man eigentlich darauf, eine Mathe-App zu entwickeln? "Wir wollten unser Wissen vom Sprachenlernen auf die Mathematik übertragen", erklärt Siegel. Alleine ging das allerdings nicht. Laut Duolingo hat das Unternehmen bei der Erstellung der Aufgaben mit Mathematik-Expertinnen und -Experten zusammengearbeitet. Die Gestaltung der Anwendung hat dann ein kleines Team übernommen. "Wir sind vor zwei Jahren mit nur zwei Team-Mitgliedern gestartet. Heute arbeiten wir zu fünft an der App", so Siegel.
Fertig sei die App aber noch nicht. Das Team plane weitere Inhalte und Funktionen wie eine Bestenliste. Das Ziel ist aber schon fest abgesteckt. Duolingo Math soll den Nutzerinnen und Nutzern Sicherheit geben im Umgang mit Zahlen. Siegel sagt: "Mathe ist wichtig in unserem täglichen Leben. Die richtigen Kenntnisse können zum Beispiel dabei helfen, einen besseren Job zu bekommen." Nur ein Manko hat die App noch. Sie steht bislang nur auf Englisch zur Verfügung, ist aber eigentlich selbsterklärend. Andernfalls gibt es für dieses Problem ja auch Sprachlern-Apps.